Im Fokus des Rollenspieles steht die Erprobung neuer Sicht-, Erlebens- und Verhaltensweisen in einem geschützten Rahmen. An dessen Anfang steht die Rollenübernahme (»role taking«). Je nach Fragestellung, werden hier bereits erste Weichen gestellt: Will ich das Thema (den Konflikt) aus der 1. Person-Perspektive (»Ich«) erfassen, oder interessiert es mich mehr, die Erlebnisse meiner Gegenüber nachzuerleben (2. Person-Perspektive; »Du«). Die Außensicht auf das Thema kann ich durch Übernahme einer Objekt-Rolle bewerkstelligen. Das kann eine Zimmerpflanze, ein Deckenlampe, o. ä. sein. Hier betrachte ich das sich abspielende Drama aus der 3. Person-Perspektive.
Das kann natürlich nur gelingen, wenn es um Rollen geht, die mit dem konkreten Leben der Betroffenen in unmittelbarer Beziehung stehen.
Jacob Levy Moreno hat sich Zeit seines Lebens intensiv mit der problemlösenden und befreienden Wirkung des Darstellens und Interagierens in Rollen auseinandergesetzt. Er versteht den Menschen gleichermaßen als Regisseur und als Schöpfer.
In diesem Sinne ist das Rollenspiel tief in der Struktur des Psychodramas verwurzelt, und sind vollständig ausgebildete Psychodramaleiter bestens darauf vorbereitet, ein solches zu leiten.
Vor dem Hintergrund einer differenzierten Rollentheorie gibt der gleichermaßen stabile, flexible und multidimensionale Rahmen der Bühne dem Protagonisten die Freiheit, sich, von Ängsten und Zwängen befreiend, einer Probeaufgabe zu stellen. Dies kann ein Student, der mit Prüfungsangst zu kämpfen hat, sein, oder ein Arbeitssuchender, der probeweise ein Vorstellungsgespräch zu führen versucht, oder ein Vorgesetzter (in einem Führungskräftetraining), der schwierige Umstrukturierungsmaßnahmen auf seine Realisierbarkeit und Akzeptanz hin überprüfen will.
Der Phantasie sind hier keine Grenzen gesetzt – weder im Spiel selbst, noch im Bezug auf dessen Inhalte. In szenischen Arrangements auf der Bühne wird in den Rollen leibhaftig erlebt. So werden alle Dimensionen des Mensch-Seins aktiviert.
In Bildungs- und Weiterbildungsseminaren werden gerne Rollenspiele eingesetzt
Ohne zugrundeliegende Rollentheorie führt das in Seminaren regelmäßig zu Verzerrungsformen in zwei Richtungen: entweder sie verkommen zu flachem Mummenschanz oder sie entgleisen in hochintensiven, alle Teilnehmer überfordernden Emotionsstürmen mit oft auch heftigen somatischen Begleitsymptomen, die gelegentlich sogar chronischen Charakter annehmen können.
Die fundiert in Rollentheorie ausgebildeten Psychodramaleiter im Phönix-Zentrum helfen bei der Klärung und Konkretisierung des Anliegens und garantieren einen zuverlässigen und wohl dosierten Einsatz von Rollenspielen. Die Rückbindung der Erlebnisse aller Beteiligter wird obligatorisch im Anschluss an das Spiel durch Rollenfeedback gewährleistet. Zur Erfassung der Sinndimension (finalitätsorganisierdene Funktion) der Erlebnisse – die dadurch oft erst als lebensverändernde Ereignisse erkennbar werden – und der Verortung der Vorgänge innerhalb des Rollenspiels, in den Lebenszusammenhang der äußeren Welt, wird durch Sharing-Prozesse gewährleistet.